72nd Commemoration of the Battle of Arnhem

 

15. - 18. September 2016

 

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Nach 2006, 2012, sowie beim Anlass zum 70. Jahrestages der Operation Market Garden 2014 mit dem Project 70 XXX Corps Run To Arnhem im Jahr 2014, führte unser Weg ein weiteres mal nach Arnheim. Da wir in den vergangenen Jahren unsere Ausrüstung des Royal Army Medical Corps ausgebaut hatten und der Waffentransport je länger desto komplizierter wird, lag es auf der Hand, als R.A.M.C. ORDERLY nach Arnheim zu fahren.


Anders als die Jahre zuvor hatten wir uns entschieden nicht durch die Nacht, sondern am Donnerstag-Morgen schon loszufahren. Nach rund 7 Stunden Fahrt durch unzählige Baustellen auf deutschen Autobahnen trafen wir gegen 1600 Uhr auf dem Gelände des 1996 gegründeten Vereins "Airborne Battle Wheels Ooosterbeek" ein.


Der Platz war schon sehr gefüllt mit Zelten unterschiedliche Grösse und Formen. Freundlicherweise kamen wir mit unserem Bell Tent bei der altbekannten 21st Independent Group von David Schiller unter. Mit einem kleinen Abendessen mit der 21st und zufällig anwesenden Paras aus Kanada liessen wir den Abend gemütlich ausklingen. Wir uns für den Freitag einiges vorgenommen.


In der Nacht auf den Freitag zog ein heftiges Gewitter über Oosterbeek, welches vor allem starken Regen mit  sich brachte. Der Regen war so stark, dass man sich im Zelt nicht mehr unterhalten konnte. Einige Zelte auf dem Platz hielten diesem nicht stand und brachen ein oder sie liefen regelrecht voll.

 

Freitag, 16. September 2016

 

Gegen 0630 war für uns Tagwache angesagt. Wir hatten uns schon im Vorfeld entschieden am Freitag Oosterbeek zu Fuss zu erkunden und zwar mit kompletter RAMC Ausrüstung. Diese wiegt komplett gegen die 35kg.

 

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R.A.M.C. Airborne Medical Services in Arnheim

 

Unser erster Teil führte uns an den Rozensteeg 3 in Oosterbeek, welcher nur 150 Meter von Kate ter Horst's Haus und der "Old Church" liegt, in welchen viele der britischen Verwundeten während der Schlacht zur Versorgung untergebracht wurden. Im Konzertsaal der Ortschaft Oosterbeek hatte die 16TH PARACHUTE FIELD AMBULANCE LIVING HISTORY GROUP eine Main Dressing Station aufgebaut. Diese betrieben sie in Zusammenarbeit mit der holländischen Gruppe  "The Border Regiment" und der britischen Gruppe "Just Ordinary Men". Wir kamen gerade rechtzeitig zum Morgen-Appell. Wir hatten mit den Gruppen im Vorfeld ausgemacht, dass wir jeweils am Nachmittag zu ihnen stossen würden, da wir noch unser Programm ablaufen wollten.

 

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Der Konzertsaal am Rozensteeg 3 in Oosterbeek.

 

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Briefing am Freitagmorgen - Erste Verwundete treffen ein

 

Zur Darstellung der Main Dressing Station kommen wir später nochmals ausführlich zurück.

Nachdem wir unser Material wieder gepackt hatten, ging es weiter zum Hotel Dreyeroord. Dies liegt rund 3 Kilometer nördlich vom Konzertsaal. Das auch als "White House" bekannte Hotel war während der Operation schwer umkämpft. Die "King’s Own Scottish Borderers", welche mit Lastenseglern gelandet waren, kämpften im und um das Haus, bis sie es am 21. September 1944 aufgeben mussten. Viele der Gefallenen wurden auf der Wiese vor dem Hotel begraben. Das Hotel soll in den kommenden Monaten abgerissen werden und einem neuen Altersheim Platz machen. Obschon wir nicht die einzigen Gäste waren, die das Hotel besuchten, war leider niemand da, der hätte Auskunft geben können. Wir hatten erhofft mit ein paar Leuten des Komitees zu sprechen, die für die Erhaltung des Hotels kämpfen. Wie wir erfahren haben, ging es anderen ebenso.

 

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Vor dem Hotel Dreyeroord, welches vom Abriss bedroht wird

Nach diesem Abstecher marschierten wir zurück ins Zentrum von Oosterbeek. An der Kreuzung Utrechtseweg - Stationsweg stiesen wir zu einer der vielen Gedenkfeiern. In diesem Fall mit Veteranenen der 21st Independent Parachute Company. Die Einheit war als zur Markierung der Landezonen DZ und LS als erste abgesprungen. An der Kreuzug und am Stationsweg erlitt die Einheit schwere Verluste. Neben drei anwesenden Veteranen waren sehr viele Angehörige ehemaliger britischer Soldaten, welche in Oosterbeek und Arnheim gekämpft hatten, angereist. Neben den Veterenanen legte eine holländische Dame Blumen nieder, welche die Schlacht als 14 jähriges Mädchen miterlebt hatte.

 

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Nach ein paar Gesprächen mit Angehörigen ging es für uns weiter Richtung Arnheim. Auf dem Rückweg ins Lager am Nachmittag, wollten wir das neugestaltetet Airborne Museum im Hotel Hartenstein besuchen. Dieses war vor der Landung der Briten das Hauptquartier von Generalfeldmarschall Model und später jenes von General Urquhart der 1st Airborne Division. Das Musejm war aufwendig umgebaut und neu massiv unterkellert worden. In den oberen Räumen finden sich allerleih Uniformen, sowie Ausrütungsgegenstände aus der Schlacht sowie eine ganze Fülle von Orden, britischer und polnischer Soldaten, welche von den Veteranen selbst oder ihren Angehörigen dem Museum geschenkt wurden.

 

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Britischer Darsteller neben der Büste von General Stanisław Sosabowski

Befehlshaber der 1. Polnischen Luftlandebrigade.

 

In den Kellerräumen im 1. UG werden neben zwei kleineren nachgestellten Szenen eine ganze Fülle von einzelnenen Schicksalen erzählt. Diese betreffen Britische, sowie auch USAmerikanische, aber auch deutsche Soldaten, welche an der Operation Market Garden beteiligt waren. Dazu gibt es auch mehrere Geschichten von holländischen Zivilisten. Zu den Geschichten gibt es zudem jeweils eines oder mehrere Exponate.

 

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Eine von zwei nachgestellten Sznenen im 1. UG des Airborne Museums im Hotel Hartenstein.

 

Zwei Stockwerke weiter unten betritt man die Räume durch den Rumpf eines HORSA Gliders. Man gelankt so man mitten auf eine Wiese in der Landezone. Danach wird die ganze Geschichte der Schlacht um Arnheim fortlaufend erzählt. Man läuft sozusagen mitten durch die Strassen von Oosterbeek und ist mitten im Kampfgeschehen.

Obschon der Raum ca 8 Meter Hoch ist, ist die ganze Szenerie sehr eindrücklich, aber auch erdrückend und erschütternd zugleich. Die grossen Leinwände, auf welchen Originalaufnahmen laufen und eingespielter Kampflärm, sowie Lichteffekte spielen perfekt zusammen.

Von den Strassen von Oosterbeek gelangt man weiter in das Grabensystem vor dem Hotel Hartenstein, weiter zu einer Minenenwerferstellung und von dort über der Rhein in die Freiheit.

 

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Aus dem Rumpf eines Horsa Gliders

 

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Strassenschlacht in Oosterbeek - Nachgestellt im Airborne Museum Hartenstein

 

Wir, immer noch mit voller Ausrüstung unterwegs, mussten dann aber nun aus dem Keller raus, in welchem es sehr warm war. Unser Weg führte uns zurück in Lager der ABWO und von dort in die Main Dressing Station im Konzertsaal. Es war 15.00 Uhr und wir hatten doch einen Marsch von 15 Kilometern zurückgelegt.

 

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Im Eingangsbereich der Main Dressing Station

 

In der Main Dressing Station angekommen, wurden wir sogleich eingewiesen und als Orderly, so heissen die britischen Sanitäter, eingesetzt. Die Menge an herangebrachtem medizinischem Material der 16TH PARACHUTE FIELD AMBULANCE LIVING HISTORY GROUP war imens. Um unsere Darstellung für Arnheim zu perfektionieren, hatten wir zum Beispiel im Vorfeld noch eine seltene und vor allem teure zusammenklappbare Barre der britischen Airborne Division gekauft. Im Saal an der Wand standen etwa 25 Stück aufgereiht!!! Neben dem kompletten Kit für die Sterilisation des Besteckes, gab es 4 Arbeitsplätze für Verwundete, einen Operationsaal, sowie einen Post-OP-Teil. Dazu jeweils natürlich auch das passende Verbandsmaterial, Spritzen, Infusionen, Tabletten und vieles mehr.

 

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Main Dressing Station mit vier Arbeitsplätzen vorne, eine OP-Teil in der Mitte und eine Post-OP Teil hinten

 

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Medizinisches Material des RAMC aus der Zeit des 2. Weltkrieges

 

Die Jungs der Borders und der "Just Ordinary Men" wurden hauptsächlich als "Verwundete" eingesetzt. Die britischen Darsteller und wir waren das medizinische Personal. Es gab 3 Ärzte, sowie einen Oberarzt. Mit dem Bren Carrier oder zu Fuss wurden im Minuten Takt Verwundete herangebracht, welche im Vorfeld durch einen Maskenbildner "prepariert" wurden. Die Zuschauer konnten sich im ganzen Saal frei bewegen und standen mitten in der Szenerie. Wir als Orderly hatten die Aufgabe die Verwundeten jeweils hineinzubringen und erste Abklärungen zu machen. Dazu unterstützten wir die Ärtze bei Verbänden oder beim Einsatz von speziellem Material wie die Thomas Splint, welche in den 1875er jahren von Hugh Owen Thomas erfunden wurde. Diese kam bei Beinbrüchen zum Einsatz, um das Bein zu strecken.

 

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Thomas Splint - Im Einsatz

 

Der Geruch von Desinfektionsmittel und der eingespielte Kampflärm über die Soundanlage lies die Szenerie sehr authentisch rüberkommen. Die Zuschauer waren wie im Bann und sprachen nur sehr leise jeweils miteinander, als wollten sie nicht stören. Selbst Veteranen besuchten die Halle. Sie meinten, dass vor allem der Geruch viel schlimmer war und sie diesen nie wieder vergessen konnten.

 

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Verwundete in der Dressing Station

 

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Bren Carrier und Jeeps für den Verwundetentransport am Rozensteeg 3 in Oosterbeek

 

Um 1800 sollte der offizielle Teil für Besucher eigentlich zu Ende sein, aber es kamen aber immer noch weiterhin Besucher an den Rozensteeg 3. Da wir um 2100 von einer grösseren Menge an Schulkindern besuch erhalten sollten, wurde eiligst aus dem ABWO Lager Verpflegung herangeschafft. Zum ersten mal seit Morgens um 0730 konnten wir uns für 20 Minuten hinsetzen und etwas Luft holen.

 

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Mitglieder des 6th BN Durham Light Infantry re-enactment Group bei einer kleinen Pause nach harter Arbeit.

 

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Gruppenbild des medizinisches Personals am Freitag Abend. Photo by Rory Tommo Thompson

 

Um 2000 ging es weiter mit noch mehr Verwundeten, welche zuvor vorberietet wurden. Für eine Stunde wurde der Saal gesperrt, damit eine Fotografin die ganze Szenerie ohne Zuschauer und modernes im Hintergrund bildlich festhalten konnte.
Wie schon in einem Beitrag von 2014 erwähnt, gehört die Befreiung von Holland durch die Alliierten zur Allgemeinbildung in den Schulen, welche dazu regelmässig Ausflüge an militärhistorische Anlässe unternehmen. So auch hier zu dieser Dressing Station. Eine Stunde lang kam Schulklasse um Schulklasse und wurde durch den Saal von Posten zu Posten geführt. So zogen wir während einer Operation wieder und wieder dieselben Splitter aus dem Bein, die wir zwischen den Klassen wieder eingesetzt hatten.

 

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Um 2215 war dann Ende. Bis wir alles augeräumt hatten und ins Bett kamen, war schon wieder 0100.

 

Samstag, 17. September 2016

 

Am Samstagmorgen ging es schon um 0600 los, da wir wegen des grossen Verkehrsaufkommens der Zuschauer jeweils schon früh zur Ginkel Heide fahren mussten. Die tägliche Rasur und Stärkung musste also auf dem Feld durchgeführt werden, was für uns soweit kein Problem dargestellt hat. Auch wenn der Samstag immer wieder ein Erlebnis ist, heisst es jedoch immer wieder warten.

 

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Morgenrasur auf dem Weg zur Ginkel Heide

 

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Obschon trocken, war die Temparatur in der Nacht kräftig gesunken und wir hatten Nebel auf dem Gelände, was ein Abspringen der unterschiedlichen Einheiten verunmöglichte. Vorerst. Da wir nun mal nicht einfach nur nicht rumsitzen wollten, packten wir kurzerhand unser Equipment aus und erklärten dem interessierten Publikum das ganze Equipment, welches ein britischer Soldat mitsich führte.

 

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Auslegeordnung und Verwundetentransport auf der Ginkel Heide

 

Um 1230 klarte das Wetter auf und wir kamen doch nochmals in den Genuss des Sounds einer C47. Um 1400 setzte sich der Convoy aus unzähligen Fahrzeugen Richtung Arnheim in Bewegung. "Run to the Bridge" gehört zum Standartprogramm des Anlasses.

 

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Vor allem auf dem Rückweg von Arnheim zum Hotel Hartenstein säumen jeweils tausende von Zuschauern die Strassen von Oosterbeek. Dort angekommen nahmen wir kurzerhand wiederum in voller Montur den Weg zum Konzertsaal unter die Füsse um vor Ort wiederum unseren Dienst zu tun. Es hatte trotz des grossen Convoys immer noch viele Besucher vor Ort. Viele Besucher hatten wir tags zuvor schon gesehen.

 

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Ein Arzt kümmert sich um einen verwundeten Sanitäter

 

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An diesem Tag war aber definitiv um 1800 Schluss. Zum Abschluss treffen sich nochmals alle zum Gruppenbild und einem kleinen Umdrunk. Die Darstellung in diesem Ausmass und mit dieser Detailiertheit dürfte meines Wissens einmalig sein und gehört zum besten was wir in den vergangenen Jahren miterleben durften. Vielen Dank an alle Beteiligten, dass wir ein Teil dieser Vorführung sein durften.

 

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Alle Beteiligten der Main Dressing Station während des 72nd Commemoration of the Battle of Arnhem. Photo by Foto Persburo Schuurman

 

Sonntag, 18. September 2016

 

Da wir am Sonntag wiederum einen langen Heimweg vor uns hatten, wollten wir nicht allzulange in Oosterbeek bleiben. Nach dem abbau des Zeltes, wollten wir noch ein paar Punkte mit dem Auto anfahren, die wir noch nicht besucht hatten. So führte unser Weg  "Old Church" und Kate ter Horsts Haus. Vor der alten Kirche steht ein alter Baum, an dessen Seite eine Gedenktafel zu finden ist. An jener Stelle wurden bei einem Minenwerferangriff 4 von 5 britischen Soldaten getötet. Der einzige Überlebende war Mark Leaver.

 

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Da wir erfahren hatten, dass die Lancaster des Battle of Britain Memorial Flight aus England kommen sollte und über die John Frost Brücke in Arnheim, sowie über den Friedhof fliegen sollte, besuchten wir kurz vor Mittag die Brücke ein weiteres mal. Etwa 300 Personen hatten sich auf und um die Brücke versammelt und warteten auf den viermotorigen Bomber. Um 1215 konnten wir sie von weitem sehen. Kurz danach flog sie gut hörbar, über das Stadtzentrum von Arnheim, aber nicht über die Brücke. Mit einer kleinen Enttäuschung als Abschluss machten wir uns auf den Weg nach Hause.

 

Gegen 1900 waren wir wiederum in der Schweiz.

 

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