5th Convoy to Remember 2010
Der Krieg wird niemals zu Ende sein, solange noch eine Wunde blutet, die er geschlagen hat.
Heinrich Böll (1917-1985)
Kein Krieg hat in der Geschichte der Menschheit je dauerhafte Veränderungen herbeigeführt. Das einzig Gewisse, das alle Kriege gemeinsam hervorbringen sind Leid, Unglück und Gräber. Der Zweite Weltkrieg forderte zwischen 50 und 70 Millionen Menschenleben. Mehr als die Hälfte davon waren Zivilisten. Obschon ihr Schicksal nicht minder beklagenswert ist als jenes der Soldaten, hat die Zeit ihre Gräber mittlerweile weitgehend getilgt. Es mutet ungerecht an, dass es ausgerechnet die Militärfriedhöfe sind, die ewigen Bestand zu haben scheinen.
Diese Friedhöfe gehören indes auch zu den blutenden Wunden, die Heinrich Böll meinte. Hinter jedem Kreuz steht eine Familie, der ein Mensch genommen wurde; Mütter, die ihre Söhne verloren und Kinder, die ihre Väter nie kennen lernen durften. Diese Wunden überdauern Jahrzehnte, und doch hindern sie neue Generationen nicht daran, in weitere Kriege zu ziehen; im Irrglauben, man können Dinge mit der Waffe verändern. Es gibt Zeiten, da mag der Kampf unausweichlich sein, doch jene, die über Krieg und Frieden entscheiden, spüren selten sein Leid.
Das Leid ist dort zuhause, wo die Waffen sprechen. Und wenn die Waffen schweigen, bleibt die traurige Pflicht zurück, sich dessen anzunehmen, was sie hinterlassen. Der Verein 6th Durham Light Infantry versucht, sich mit der Inszenierung "War Graves" diesem kaum beachteten Aspekt der Kriegsgeschichte anzunehmen.
Szenische Installation "War Graves"
Das Thema
Dies ist kein reichhaltiges Display, wo man viel rund um den Kriegsalltag der Soldaten entdecken kann. Es ist kein Platz, an dem man gerne verweilt um Fotos zu machen. Es ist vielmehr der Versuch einer szenischen Installation um einen der bitteren Aspekte des Krieges, um seine direkte Konsequenz. Was hier Gewicht hat ist das, was nicht da ist - die Menschen dahinter. Was zum Nachdenken anstossen soll ist, was sie zurücklassen - frische Gräber.
Niemand trägt hier eine Waffe. Die einzigen Waffen sind jene der Umgekommenen, aufgehäuft neben Uniformresten und Ausrüstung. Sie werden nicht mehr gebraucht, so wie die Menschen, die sie trugen. Sie töten nicht länger, und der Sieger ist wie in jedem Krieg der Tod. Vielleicht widert unsere Installation an, erregt Anstoss. Wenn dies der Fall ist, dann hat sie jenen tieferen Eindruck hinterlassen, den sie anstrebt. Es ist kein Thema, das unterhalten will.
Die Szenerie
Sie sehen eine britische Grave Registration Unit bei der Arbeit in Nordwesteuropa 1944. Soldaten der Royal Engineers bestatten mit Hilfe deutscher Kriegsgefangener Gefallene, die auf dem Schlachtfeld gefunden wurden. Feldfriedhöfe werden meist nahe bei Lazaretten angelegt, wo täglich verstorbene Verwundete zu den Toten des Schlachtfelds hinzukommen.
Die Gefallenen werden auf Erkennungsmarken und persönliche Gegenstände untersucht. Uhren tragen oft hilfreiche gravierte Widmungen, und die Kampfausrüstung der britischen Soldaten ist meist mit dem Namen ihres Trägers versehen. Was man bei ihnen findet wird untersucht und dokumentiert. Freund und Feind werden Seite an Seite bestattet.
Unabhängig von Rang, Nationalität oder sozialem Status werden die sterblichen Überreste beigesetzt. Wo möglich wird eine Identifikation vorgenommen, damit die Daten der Toten auf die Grabkreuze übertragen werden können. Persönliche Gegenstände werden eingesammelt, um bei der Identifizierung der Gefallenen zu helfen.
Pressestimmen:
Artikel in der Mittellandzeitung vom 10. August 2010 (siehe gelbes Feld).
Der von uns oberhalb dieses Feldes kommunizierte Text wurde schon 2 Tage vor der Veranstaltung auf unserer Webseite online gestellt. Zudem hatten wir vor Ort mit Infotafeln und Handzetteln auf das Thema aufmerksam gemacht. Nicht ein eniziger Schreiberling hatte sich die Mühe gemacht sich direkt bei uns zu informieren.
Der Leserbrief auf der rechten Seite, entspricht den Tatsachen und der Absicht.
10. August 2010 - Mittellandzeitung 11. August 2010 - Mittellandzeitung